...die gefühlt längsten 50km meines Lebens.

Nicht immer läuft im Leben alles so, wie man es sich wünscht. So ist es in der Schule, bei der Arbeit, in der Ehe und eben auch im Mountainbike-Sport. Selbst bei mehr als ausreichend Training und einem guten Gefühl auf dem Bike bei den eigenen Touren heißt das noch nicht, dass die Leistung immer abrufbereit ist. Dumm ist es nur, wenn das im Wettkampf passiert. So erging es mir heute am Pfingsmontag in Dresden. 

Noch war ich frohen Mutes.

Samstag und Sonntag waren als Ruhetage geplant, mit ausreichend Schlaf, sodass ich gut erholt den Marathon angehen konnte. 

In der Nacht zum Renntag schließlich fande ich aber keine Ruhe im Bett. Zu groß war wohl die Aufregung auf das bevorstehende Rennen. Umso schöner als kurz vor fünf der Wecker klingelte. Ein gutes Frühstück mit leckerem Kaffee durfte natürlich nicht fehlen bevor es nach Dresden ging. Unterwegs traf ich mich noch mit einem Kollegen, der ebenfalls die Strecke unter die Räder nehmen wollte. 

Bei der Startnummernausgabe war noch kaum was los und so befand sich die 016 mit dem roten Punkt schnell am Lenker. Der rote Punkt war die Kennzeichnung für die sächsische Hochschulmeisterschaft im Mountainbiken, die gleichzeitig mit ausgetragen wurde. Das Warmfahren auch mit kurzen schnellen Intervallen machten die Beine sehr gut mit. So war ich guter Dinge, trotz Schlafmangels gut Druck aufs Pedal zu bringen. Um einen gute Startplatz zu erhaschen, stellte ich mich schließlich schon eine halbe Stunde vor Start an die Startlinie. 

9:40Uhr ging es mit einem Pfiff vom Alaunpark auf in die Dresdner Heide. Die ersten Meter liefen sehr gut, es ja auch bergab. Auch an den ersten kürzeren Anstiegen konnte ich gut mithalten. Ich versuchte defensiv zu fahren und möglichst viel den Windschatten auszunutzen. Am dritten Anstieg in der prallen Sonne musste ich dann das Tempo drosseln, der Puls war nah am Anschlag. Mit der Wärme dazu wollte das mein Körper nicht so recht verkraften. Die folgenden Trails ging ich etwas langsamer an. Zusätzlich merkte ich jetzt schon, dass die Kraft in den Beinen stark nachlässt. Besonders auf den kurzen steilen Trailstücken bergauf bekam ich keinen wirklich Druck auf die Pedale. Mehrmals musste ich absteigen, da 15% Steigung nicht mehr machbar waren. Und das nach nicht einmal 10km.

Jetzt war mir klar, heute läuft es nicht gut. Noch lagen knapp 40km vor mir, da kann noch viel passieren. Ich hoffte auf eine lange Abfahrt, in der ich mich vielleicht etwas erholen konnte. Mittlerweile war in einem kleinen Grüppchen, in dem ich wiederum den Windschatten ausnutzte. Als dann aber die ersehnte Abfahrt kam, preschte ich nach vorn, um freie Fahrt zu haben. Die Abfahrt machte richtig Spaß, es gab einen schöne Sprungelegenheit! Am Ende holten wir sogar auf eine paar weitere Fahrer auf. 

Nach der Abfahrt ging es endlich ein paar Meter auf gut fahrbaren Waldwegen weiter. Im Windschatten konnte ich gut mithalten. Es blieb auch Zeit, ein Gel zu nehmen, vielleicht werden die krampfenden Waden dadurch wieder mit einigen Mineralstoffen versorgt. Lange dauerte es nicht und die Strecke bog auf den nächsten Trail bergauf ab. Und ich konnte keinen richtigen Druck auf das Pedal geben. So musste ich die Gruppe abreisen lassen. Als es wieder flacher wurde, kam ich mühsam wieder ran. Aber es kostete viel Kraft. Die nächsten Kilometer folgte ich der Gruppe im Windschatten, bergauf, bergab, über Stock und Stein. Und dann machte sich mein Magen auf unangenehm schmerzende Weise bemerkbar. Ich dachte nur, dass kommt ja zur günstigsten Zeit. Fortan war jede Wurzel, jeder Stein unangenehm im Bauchbereich zu spüren. Bergab war das alles andere als toll, aber es half ja nichts. Und die Kraft in den Beinen schwand und schwand. Besonders in den Trails bergan konnte ich einfach nicht mehr an meiner Gruppe dran bleiben. Nur auf den rar gesähten Waldautobahnen erreichte ich mit viel Wille wieder den Anschluss. 

An der ersten (und einzigen!) Verpflegungsstelle musste ich schließlich auch diese Gruppe ziehen lassen. Eigentlich wäre es klug gewesen kurz für etwas Flüssigkeitsnachschub anzuhalten. Aber laut Ausschreibung sollte die Verpflegungsstelle ja zweimal angefahren werden. Daher fuhr ich durch. Dabei war mir klar, dass es noch ein Stück zu fahren ist. Schließlich wird die Verpflegungsstelle nicht erst kurz vor dem Ziel kommen. 

Dresdner Frauenkirche

Nun an war ich auf mich allein gestellt. Das Vorwärtskommen wurde immer mehr zur Qual. Die Scherzen im Bauch ließen nicht nach und die Beine waren einfach nur noch kraftlos. Mittlerweile hatte ich kein Zeitgefühl mehr. Nach jeder Abfahrt hoffte ich endlich die Zielgerade erreicht zu haben. Aber stattdessen ging es gleich wieder bergauf. Es waren nicht einmal viele Höhenmeter, aber ich konnte einfach nicht mehr. So ging es fluchend und alleine bergauf, bergab, bergauf, bergab, immer wieder fragend, warum ich mir das eigentlich antue...In jeder Abfahrt dachte ich, so langsam muss doch mal das Ziel in Sicht sein. Aber nein, nach der nächsten Kurve ging es wieder bergauf. Und die Verpflegungsstelle kam auch nicht mehr. Ab und zu überholte mich noch ein Fahrer. Jeder Versuch dran zu bleiben scheiterte aber...

Dann führte die Strecke einen herrlichen Trail bergab. Genießen ließ er sich nicht. Waden und Rücken fingen an zu krampfen und es war schwer das Bike sicher über die Wurzeln zu steuern. Es war halt an dem Tag wirklich nicht mein Rennen. Naja, schließlich befand ich mich auf einer alten Asphaltstraße. Die Strecke zweigte scharf rechts ab, was ich fast noch übersehen hätte. Es folgte ein schöner flowiger Trail und dann, endlich, war ich auf der Zielgeraden. Es war die gleiche Strecke, wie ganz am Anfang. Ich konnte mich nochmal motivieren etwas mehr in die Pedal zu treten.

Komplett fertig und mit anhaltenden Magenschmerzen fuhr ich schließlich nach 2h05m über die Ziellinie. 

 

Jetzt hieß es erstmal über die Zielverpflegung herzufallen und besonders die fehlende Flüssigkeit nachzufüllen. Am Ende reichte es für Platz 50. Die Zeit hat mich doch etwas überrascht in Anbetracht der Tatsache, dass schon nach kurzer Zeit die Kraft in den Beinen verbraucht war.

Insgesamt ist es aber eine schöne Strecke da in der Dresdner Heide und auch der Marathon an sich ist sehr schön organisiert. Nur die Strecke hätte meiner Meinung nach an einige Stellen noch etwas deutlicher ausgeschildert sein können.

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