Hier mal ein längerer Bericht von meinen Erfahrungen bei der Tour der Touren.

"Stoneman", schon allein dieses Wort erzeugt in jedem Radfahrer die Gedanken an geniale Singletrails, steile und anspruchsvolle Abfahrten, nicht enden wollende Anstiege und natürlich schmerzende Beine.

Und da es für jeden "richtigen" Mountainbiker ein MUSS ist, einen Stoneman mal gefahren zu sein, haben mein Kamerad Kevin Förster und ich uns dazu entschlossen die 160 Kilometer lange Strecke durch das Erzgebirge unter die Räder zu nehmen.

Nachdem früh der Wecker halb sechs geklingelt hat, packte ich die letzten Sachen in meinen Rucksack und los ging es nach Johannstadt, wo wir an der Pension Edelweiß viertel neun starteten. Obwohl durch den Wetterbericht ja nur vereinzelte Wolken gemeldet wurden, sahen wir schon, dass es heute etwas nass werden könnte. Da wir wussten, dass man sich auf dieser Strecke die Kräft auf jeden Fall einteilen muss, beschlossen wir das Tempo erstmal etwas niedriger zu halten. Den Schnitt kann man ja später immer noch erhöhen^^

Der erste Berg der uns erwartete war der Plattenberg. Trotz dass ich ihn schon öfters hinauf gefahren bin, war die Strecke entlang des Stonemans neu für mich. Aber der Stoneman steht ja auch dafür, dass man neue Strecken entdeckt. Wäre ja auch langweilig, wenn man schon alles kennen würde. Im Nachhinein betrachtet war dies eigentlich auch der einfachste Anstieg, was vermutlich aber auch damit zu tun hat, dass es der erste war. Jedenfalls hatten wir im Vorfeld der Tour geplant auf jedem Berg (insgesamt 9 ) ein Bild zu machen, auf der die Nummer des Berges abgebildet ist. Dazu hatten wir extra 9 Blätter mit den Zahlen 1 - 9 mitgenommen. Aber schon auf dem Plattenberg haben wir vergessen ein Foto zu machen. Naja dafür halt auf den anderen ... dachten wir.

 

Weiter ging es zum Pleßberg, wo es über eine Skipiste hinauf und wieder hinab geht. Von hier oben hat man eine wunderschöne Aussicht über weite Teile der Tscheschichen Republik.

ausblick Plessberg 

Und dieses mal dachten wir auch and das Bilder mit der Nummer darauf.

neu

Da uns der gute Herr aus der Pension schon gewarnt hat vor der Abfahrt vom Pleßberg, fuhren wir zunächst sehr vorsichtig hinunter. Als es aber immer steiler wurden war es nur vernünft vom Fahrrad zu steigen und hinunter zu schieben. Eigentlich wären Wanderschuhe hier genau das richtige gewesen. Wie ihr auf dem Bild kam zu der extremen Neigung auch noch sehr grobes Geröll, was eine Abfahrt praktisch unmöglich macht.

Abfahrt vom_Pleßberg

Nachdem diese Hürde geschafft war ging es hinunter nach Joachimsthal (Jachymov). Auf der Fahrt dahin fing es leicht an zu regnen hörte jedoch aber auch sofort wieder auf. Wenn man hinunter fährt hat man das Gefühl als würde man in den Alpen fahren. Man sieht das Tal an sich nicht richtig, weil es zu tief ist aber die Berge gehen sehr weit nach oben. Einfach herrlich. Ab Joachimsthal beginnt dann der vermutlich längste und härteste Anstieg. Der hinauf zum Keilberg. Ganze 600 Höhenmeter muss man hier überwinden wobei es mindestens zur Hälfte über wurzelige Singletrails geht. Auf dem Keilberg angekommen hatten wir dann erstmal zu tun den "Stanzer" (Gerät zum Stanzen der Karten) zu finden. Nach mehrer Runden um die Keilbergbaude sahen wir ihn dan versteckt hinter einem kleinen Schuppen. Hier konnten wir auch das zweite und letzte Bild mit Nummer schießen (warum es das letzte war dazu später).

Nun ging es den Keilberg hinunter nach Bozi Dar und hinauf zum Fichtelberg. An sich war dieser Anstieg auch nicht sehr problematisch, da es nicht sehr viele Wurzelpassagen gab und die Steigung auch erträglich war. Nur der Magen begann langsam zu nörgeln. Oben auf dem Fichtelberg sahen wir dann, dass der Fichtelbergradmarathon stattfand und sahen sogar ein paar bekannte Gesichter. Da der Bauch aber nach Essen rief ging es für uns bergab nach Oberwiesenthal um ins Prijut12 einzukehren. Wir mussten ja auch den Gutschein einlösen ;-)

Nach einer guten Stärkung mit ein paar Nudeln ging es weiter Richtung Bärenstein. Als wir gerade aus Oberwiesenthal heraus waren fiel uns auf, dass wir schon wieder vergessen hatten ein Bild zu machen und beschlossen deshalb die Aktion weg zu lassen. Naja vielleicht denken wir beim nächsten mal daran.

Den Bärenstein hinauf war ausnahmsweise mal geteert wodurch das Fahren ungemein einfacher war. Trotzdem hat es in den Beinen schon angefangen zu schmerzen. Immerhin hatten wir nun auch schon über 1/3 der Strecke geschafft. Nach einen kleinen Erinnergungsfoto ging es dann auch schon weiter denn der Pöhlberg wartet auf uns.

Baerenstein

Nach dem Höhenprofil zu sollte es eine Zeit lang bergab gehen wodurch wir uns erhofften den Schnitt etwas zu erhöhen. Da allerdings manche Schilder schon etwas hinter Laub versteckt waren und wie manchmal eine Vollbremsung machen mussten um nicht vom Weg abzukommen konnten wir den Schnitt nicht wie erwünscht erhöhen. Naja, solange wir vor Sonnenuntergang wieder zu Hause sind ist das ja kein Problem, war unser Gedanke.

Als wir am Fuße des Pöhlbergs waren wunderten wir uns, dass es längere Zeit nicht wirklich hinauf ging. "Führt die Strecke überhaupt hinauf? Wir sind doch jetzt schon fast komplett außen herum gefahren.." Was es vorher eher höhenmeterfrei um den Pöhlberg herum ging wurde durch den Anstieg hinauf komplett wett gemacht. Da musste sogar ein Bergfahrer wie ich mit der 1-1 fahren. Oben angekommen schnell Karte stanzen und weiter fahren, bevor die Beine anfangen in den "Ruhemodus" zu schalten. Ab dem Pöhlberg beglitt uns dann ein Mountainbiker aus Ehrenfriedersdorf, welcher einen Teil des Stonemans sich anschauen wollte bis zum Scheibenberg. Endlich jemand, der uns Windschatten gibt :-)

Dem Scheibenberg ging es dann wieder über wunderschöne Trails hinauf. Allerdings taten mir die Finger von den ganzen Wurzelpassagen, die wir mittlerweile bewältigt haben schon ganz schön weh. Ein Wunder, dass ich noch den Lenker halten konnte. Auf dem Scheibenberg war dann erstmal "Bild machen" angesagt.

Scheibenberg

Vom Scheibenberg ging es dann hinunter zum Unterbecken von Markersbach. Und, wie sollte es auch anders sein, muss man natürlich zum Oberbecken wieder fahren. Da man aber beim Stoneman nicht die einfach Variante (wie die des Erzgebirgsradrennens) fährt, sondern eine anspruchsvollere ging es schon frühzeitig von der Straße weg und wieder auf einen Forstweg. Hier war der Anstieg hinauf zum Oberbecken natürlich steiler. Aber was soll, man hat ja nach über 100 Kilometer noch genug Kraft um so ein Stück mit Leichtigkeit hinauf zu jagen. Im Nachinein gesehen, wundert es mich eigentlich warum das Oberbecken nicht als 10. Berg gilt. Höhenmeter sind auf jedenfall genug vorhanden.

Nach Bergauf kommt Bergab und deshalb ging es am Ephraimshaus vorbei und nach Pöhla. An der Hauptstraße angekommen verloren wir dann die Stoneman Strecke. Vermutlich haben wir eine Einfahrt irgendwo verpasst. Deshalb fuhren wir der Straße weiter nach Rittersgrün wo wir dann auf wundersame Weise wieder auf die Strecke zurückfanden und es natürlich gleich wieder schön bergauf ging Richtung Rabenberg. Dort machten wir dann auch erstmal wieder eine Pause in der Hoffnung das Trail Cafe hätte auf, aber da waren wir leider etwas zu spät.

am Trailcenter_Rabenberg

Nach kleiner Erholung ging es dann über 1-2 Trails hinunter nach Erlabrunn wo dann der eigentlich letzte "richtige" Anstieg begauf zum Auersberg begann. Also nochmal alle Kräfte zusammen nehmen. An den Riesenberger Häusern kehrten wir dann noch einmal kurz ein um die Flüssigkeitsspeicher etwas aufzufüllen. Wobei Kevin mit seinen 3 großen Apfelschorle schon etwas Aufmerksamkeit auf sich zog^^

Als wir wieder losfuhren trafen wir sogar noch einen Stoneman Verrückten welcher aus Oberwiesenthal kam. Er hatte sichtlich genauso zu kämpfen wie wir. Kein Wunder, ist ja auch alles EXTREM. Da ich so schnell wie möglich dann auf den Auersberg hinauf fahren wollte ohne noch unnötige Umwege zu fahren, trennten wir uns. Kevin fuhr vom Kleinen Stern zum Großen Stern hinunter um dort dann der originalen Stoneman Strecke auf den Auersberg zu fahren, während ich beschloss der Wellenschaukel gleich vom Kleinen Stern aus hinauf zu folgen. 

Oben schossen wir dann mit voller Erleichterung den letzen Berg und damit den Stoneman Miriquidi geschafft zu haben das letzte Bild.

Alle Berge_geschafft

Dann ging es nochmal mit Tempo, da es bis zur Pension überwiegend nur noch bergab ging, nach Johannstadt, wo wir nach 12 Stunden und 15 min ankamen (reine Fahrzeit 9:45 Stunden). Die Beine und eigentlich auch der ganze Körper taten zwar weh, aber mit der Freude eine solche Herausforderung geschafft zu haben konnten wir den Schmerz noch etwas überspielen.

 

Fazit: Jeder der Stoneman in Angriff nehmen will sollte sich die schwerste Tour vorstellen die er sich ausmalen kann und das einfach noch verdoppeln. Einen großen Respekt für jeden der die 160 Kilometer und 4.400 Höhenmeter schafft, egal ob in 1,2 oder 3 Tagen. Jetzt wird erstmal richtig lange auskuriert um überhaupt wieder auf das Fahrrad steigen zu können.

 

Bis dahin ;-)

 

 

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