Nachdem ich 2009 am 70.3 Ironman Germany teilgenommen und das begehrte Ticket für die WM in Clearwater/Florida um nur 4 Minuten verpasst hatte, stand für mich in diesem Jahr fest, erneut anzugreifen und dieses Ticket zu holen.

Der 70.3 Ironman Germany ist der einzige in Deutschland. Dabei steht der Zusatz 70.3 für die 70,3 Meilen der Gesamtstrecke. Umgerechnet sind dies 113 km, welche die Athleten in drei Disziplinen zurücklegen müssen. Diese bestehen aus 1,9 km Schwimmen,

90 km Radfahren und 21 km laufen.

Um das Ganze etwas entspannter angehen zu lassen, fuhr ich mit meiner kleinen Familie schon 2 Tage vor Wettkampfbeginn nach Wiesbaden.

Mit dem Wohnwagen im Schlepptau erreichten wir bei angenehmen Sommerwetter am 13. August den Schiersteiner Hafen in Wiesbaden. Nachdem der Wohnwagen auf dem Campingplatz seinen rechten Platz gefunden hatte und bezogen wurde, holte ich meine Startunterlagen im Kurhaus von Wiesbaden ab. Ich bekam die Startnummer 126, was bedeutete, dass ich in der ersten Startgruppe war. Der Park des Kurhauses diente am Wettkampftag dem 21km-Lauf und als Zielgelände, sodass dieser mit Hunderten von Zuschauern und Medienvertretern gefüllt war.

Am Wettkampfvortag, dem 14. August, fand die erste Wettkampfbesprechung statt um eventuelle Fragen klären zu können. Dies war jedoch nichts Neues für mich, sodass ich mich auf meine Erfahrungen verließ. Ich checkte noch schnell mein Fahrrad in die erste Wechselzone ein und hatte den restlichen Tag Zeit für meine kleine Familie. Gegen 19 Uhr schwamm ich noch eine Runde im 22°C warmen Schiersteiner Hafen und ging danach mit etwas Aufregung und Nervosität schlafen.

Wettkampftag 15.08.2010

05:30 Uhr klingelte der Wecker, aufgeregt und voller Vorfreude bereitete ich mich auf den Wettkampf vor. Alles lief hervorragend und ich fühlte mich super. Nur das Wetter bereite mir Sorgen.

Gegen 07:00 Uhr schalte laute Musik durch das Gelände des Schiersteiner Hafens.

Es ging los!

Die 2400 Athleten sammelten sich nach und nach an ihren Fahrrädern, überprüften Luft und füllten ihre Trinkflaschen. Kurz vor dem Start weichte sintflutartiger Regen die Wechselzone ein. Aber egal - Neo anziehen und ab zum Wasser. Schön, wenn einem der Schmand der aufgeweichten Wiese so zwischen den Fußzehen "durchquatschert".

Pünktlich um 08:00 Uhr löste ein lauter Knall die angestaute Spannung. Ich startete mit den Profis in der ersten Startgruppe, was eine große Herausforderung war.

Nach 32:50 Minuten entstieg ich dem Schiersteiner Hafen und rannte in die erste Wechselzone. Nun hieß es, ab auf’s Rad!

Alles lief bis hierhin super und ich war richtig stolz auf mich. Nach ca. 2 km der Radstrecke fuhr ich jedoch mit zuviel Speed in einen Kreisverkehr, sodass ich mit dem Rad über den Bordstein auf den Fußweg springen musste um einen Sturz zu vermeiden. Aber alles ging gut, ich sammelte mich und trat mit rundem Tritt weiter.

Da ich wusste, dass es ein Höllenritt werden konnte, ging ich die erste nicht enden wollende Steigung mit „angezogener Handbremse“ an.

Neue Erfahrungen konnte ich auch bergab sammeln. Bei 80 km/h werden selbst Regentropfen zum Nagelkissen. Hochkonzentriert lenkte ich mein Bike durch den mit 1500 Höhenmetern gespickten Rundkurs im Taunus. Auf den letzten 15km konnte ich noch einen Profi und die später bestplatzierte Frau überholen. Die letzte Abfahrt raste ich mit 88 km/h nach Wiesbaden hinein – es war fast wie Fliegen und das bei klatschnasser Fahrbahn!

Als ich die zweite Wechselzone erreichte, nahmen Helfer mein Rad entgegen und ein weiterer gab mir meinen Beutel mit den Laufschuhen.

Und nun kam es zum Endspurt - 21km laufen.

Von den 4 Runden konnte ich die ersten beiden in der geplanten Zeit von 47 Minuten absolvieren.

Die dritte und vierte Runde waren leider nicht ganz so schnell, aber mit einer Gesamtzeit von 5:03:22,6 Stunden für 113 km war ich dennoch zufrieden.

Gegen 18:00 Uhr begann die Siegerehrung im Wiesbadener Kurhaus. Der Saal war gefüllt.

Was ich bis dahin nicht wusste, beim Schwimmen kam es zu einem tödlichen Unfall.

Ein ca. 50-jähriger Mann, welcher für eine Staffel startete, wurde leblos an der Oberfläche treibend gefunden. Sofort wurde er mit dem Rettungsboot geborgen, jedoch kam jegliche ärztliche Hilfe für ihn zu spät.

Nachdem die Sieger geehrt wurden folgte die Ticketvergabe für die WM in Clearwater/Florida. Für alle Alterklassen gab es 75 dieser begehrten Tickets. In meiner Alterklasse (30 – 34 Jahre) gab es 9 Tickets zu vergeben. Es war alles so aufregend und spannend!
Man musste unheimlich viel Geduld mitbringen.

Mit einem Riesenaufschrei meiner Familie und mir nahm ich das vorletzte Ticket für Florida entgegen.

Somit reisen wir vom 06.11.2010 bis 16.11.2010 nach Clearwater, um am 13.11.2010 die erfolgreiche Wettkampfsaison 2010 gebührend abzuschließen. Durch mein hartes und erfolgsorientiertes Training erhoffe ich mir neue Bestzeiten in Florida.

Zum Schluss möchte ich mich bei meiner kleinen Familie für die emotionale Unterstützung sowie die immer wiederkehrende Geduld in der Ausübung meines Triathlonsportes bedanken.

Weiterhin möchte ich meinen Eltern für jegliche Unterstützung für Sport und Familie danken.

Dem Radteam Hartenstein danke ich für die vielen stundenfüllenden Trainingskilometer und dem RSV Erzgebirge für die Stellung der Triathlonlizenz.

Vor allem aber möchte ich der Familie Günther aus Zwönitz danken, welche immer mit helfenden Händen bei Triathlonveranstaltungen dabei waren und mir auch für die bevorstehende Reise nach Übersee mit Rat und Tat zur Seite steht.

Vielen Dank!

 

Sport Frei!
André Berthel

 

Den Bericht findet Ihr auch auf den Seiten des RSV Erzgebirge.

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